Ich hörte mir ja nur Sachen an, um meine panische Angst vor dem Sterben abzutöten.
Ich möchte mich betäuben, aber gleichzeitig leide ich auch unter dieser Seite, die irgendwie immer taub bleibt.
Sie jubeln, sie grinsen so lächerlich glücklich, dass ich mein Telefon am liebsten gegen die Wand werfen würde. Nicht, weil ich es ihnen nicht gönne, sondern viel banaler. Wenn mir so etwas passiert, spüre ich in mir nur ein großes, fettes, mutierendes Schulterzucken-Emoticon: ¯_(ツ)_/¯.
Warum bin ich so verdammt abgestumpft?
Den Leidensdruck (“dass seine Einstellungen falsch sind”, wie Du - und nur Du - es nennst.) hat er unabhängig von allen ExpertInnen bemerkt.
Sein Kumpel übrigens auch
Fast schon beiläufig erzählt mir Rafael von einem Nervenzusammenbruch, den er vergangenes Jahr hatte.
“Ich habe mich ins Bett gelegt und instant geheult.”
Nein. Er hat festgestellt, dass er Emotionen nicht so wahrnimmt, wie er denkt, dass es richtig wäre.
Er leidet nicht daran, dass die Emotionen nicht da sind, sondern daran, dass er denkt, dass die Emotionen da sein sollen. Das ist ein großer Unterschied. Strukturell ist das vergleichbar mit schwulen Männern in den 50ern. Die litten nicht daran, schwul zu sein, sondern daran, nicht schwul sein zu sollen.
Und jetzt sagst du ihm: Leide mal weniger. Das kommt doch alles von den Frauen. Sei mal ein Mann. Nimm es halt hin wie es ist.
Ey Männer sind auch Menschen, mit normalen Gehirnen, und selbstverständlich dazu in der Lage, das volle Spektrum menschlicher Emotion zu empfinden. Bizarr, was anderes anzunehmen. Deine Vorstellung stammt aus dem vorletzen Jahrhundert.
Nö, ich sage euch: hört auf eine Erwartungshaltung aufzubauen, dass alle Menschen wie ihr denken müssen.
Was heißt denn “volles Spektrum”? Das ist eine krass wertende Aussage. Woher weißt du, was das “volle” Spektrum anderer Menschen ist?
Und meine Vorstellung kommt eben nicht aus dem letzten Jahrhundert. Im Gegenteil. Du versuchst lediglich anderen Menschen etwas einzureden, weil sie "deine Wahrheit " noch nicht gefunden haben.
Als jemand, der beide Welten erlebt hat: Mit Emotionen zu leben ist schon geiler. Ohne dümpelt man nur so vor sich hin, hat keine Tiefen, aber auch keine Höhen.
Er sieht halt täglich, was er verpasst, wenn er positive (aber auch negative) Emotionen bei anderen beobachtet. Deshalb finde ich deinen Vergleich nicht wirklich treffend.
Jein. Er hat festgestellt, dass seine Art mit Emotionen umzugehen schwere Nachteile hat. Z.B. dass er die positiven Gefühle nicht fühlt, dass sein Kumpel einen Nervenzusammenbruch hat. Und an diesen Nachteilen leidet er. Deswegen denkt er - völlig nachvollziehbar - dass es anders besser wäre.
Deine Aussage scheint mir aus Vorurteilen heraus in den Text hinein interpretiert. Und hinterlegen tust Du sie nicht.
Aber ist mir jetzt auch wurscht, wir werden einander wohl nicht überzeugen.