Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gilt Pazifismus als unzeitgemäß.
Den einen Begriff des “Pazifismus” gibt es aber gar nicht.
Keinesfalls jeder Pazifist und jede Pazifistin lehnt Gewaltanwendung ab.
Da Krieg scheiße ist, ist Pazifismus immer zeitgemäß. Man sollte immer versuchen zuerst alle anderen Möglichkeiten auszuschöpfen - aber hier ist Ukraine auch ein gutes Beispiel, manchmal geht es halt nicht anders.
Genau, Pazifismus als “schöpf alle anderen Optionen aus bevor du zum Mittel der Gewalt greifst” ist gut, Pazifismus im Sinne von “Lass Gewaltbereite alles mit dir und anderen weniger Gewaltbereiten machen nur damit du selbst keine Gewalt anwenden musst” eher nicht.
Ich stimme dir vollkommen zu. So doof es klingt - es gibt eine Rede aus einer Parodie-Serie, die meine Meinung zum absoluten Pazifismus tatsächlich geändert hat:
You think you’re better than everyone else, but there you stand: the good man doing nothing. And while evil triumphs, and your rigid pacifism crumbles into blood-stained dust, the only victory afforded to you is that you stuck true to your guns. You were a coward…to your last whimper. Of fear and love, I fear not that I will die, but that all I have come to love: the birds, and the things that are not birds, will perish with me.
Man sollte immer versuchen zuerst alle anderen Möglichkeiten auszuschöpfen
Und ich denke das wird in der Regel auch versucht. Die Verhandlungen sind allerdings deutlich leichter, wenn eine militärische Lösung für beide Seiten absehbar unvorteilhaft wird und das erreicht man paradoxer Weise am sichersten durch militärische Stärke. Sozusagen sind gesunde Abwehrkräfte der Schlüssel zum echten Pazifismus.
Sozusagen sind gesunde Abwehrkräfte der Schlüssel zum echten Pazifismus.
Sieht man an EU. Wir fallen nur deswegen nicht über einander her, weil wir uns gegenseitig mit Militär abschrecken. Und USA leben bekannterweise im Zustand des ständigen Friedens, da sie das größte Militär haben.
- Es gibt mehr als eine Art von Krieg, 2. Warum immer von Europa ausgehen?
In der EU sind die Ökonomien der meisten Mitgliedsstaaten so sehr darauf angewiesen ein teil des konstrukts zu sein dass es schlichtweg ökonomischer selbstmord wäre da auszusteigen. (England war dahingehend speziell) oder die beziehungen aufzugeben (Schweiz).
“Das gleichgewicht des Schreckens” mit Atomwaffen ist genau so ein Beispiel dafür. Wenn alle Parteien die Möglichkeit haben sich gegenseitig praktisch garantiert auszulöschen, aber es selbst nicht überleben würden wird verhandelt. Wie das verläuft kommt auch auf den willen der verhandlungspartner an.
Die USA haben in den letzten 20 Jahren wirklich ziemlich friedlich agiert und haben beispielsweise in Afghanistan und vor der Küste Taiwans, sowie südkorea und somalia mit ihrer Anwesenheit durchaus zum frieden in diesen Regionen beigetragen oder tun es noch. Hat man ja nach dem abzug der amis aus Afghanistan gut gesehen was dann kam. (ich möchte hier aber all das was die usa im nahen osten verkackt haben… Und das war ne menge nicht verteidigen. Ich will nur darauf hinweisen das es ins Konzept passt)
Tja und erst letztens hat sich die Militär-junta in Niger wieder n bisschen beruhigt nachdem die Franzosen ecowas volle unterstützung zugesichert haben.
Also irgendwas ist da schon dran…
Das hat nichts mit zeitgemäß zu tun. Wer sich nicht wehren kann, wird über kurz oder lang zum Opfer.
Für nachhaltigen Frieden braucht es ein negatives Kosten-Nutzen- Verhältnis für offensive Handlungen und Entscheidungsträger, die rational handeln.
Pazifismus hat doch nicht mit sich nicht wehren können zu tun. Es geht doch gerade um die Frage, ob und wenn, dann wie man sich wehren sollte.
Man kann theoretisch auch ohne “Rüstung und militärische Ausbildung” “ein negatives Kosten-Nutzen- Verhältnis für offensive Handlungen” erreichen. Durch Diplomatie und Sanktionen zum Beispiel.
Das könnte man durchaus als Wehrhaftigkeit verstehen, auf pazifistische Weise. Dann wäre der Plan, sich anders als militärisch zu wehren.
Meiner Meinung nach ist Pazifismus zwar eine Wünschenswerte Eigenschaft für alle Menschen, aber solange das nicht der Fall ist ist sie unrealistisch und gefährlich, da weltfremd, also Utopie.
Solange es Menschen gibt die anders denken ist Pazifismus eher ein Manko, da hiermit Aggressionen bestärkt und nicht gestoppt werden.
Wenn Pazifisten per se die einzigen Opfer ihrer Haltung wären kann ich damit leben, denn jedem seine persönliche Freiheit und Entscheidungsmöglichkeit, aber dem ist leider nicht so.
Bis zum Krieg in der Ukraine war Wandel durch Handel die Alternative. Rückblickend offensichtlich nicht ausreichend, aber vom Konzept her nicht komplett abwegig. Auf lange Sicht lohnt sich der Krieg für Russland nicht, alle Industrie, die man einnehmen und ausbluten könnte ist irrelevant in Vergleich zu guten Handelsbeziehungen mit Europa.
Das Thema “Pazifismus” ist wohl aktueller denn je.
So mancher ehemaliger Pazifist hat im Angesicht eines real existierend Kriegs, mitten auf unserem Kontinent, seine Sicht auf die Dinge geändert; andere setzen sich gerade deswegen das erste Mal konkret damit auseinander.
Die Anmerkung zum Buch von Kant fand ich sehr passend, da das Buch einfach sehr gut zu dieser Situation passt, obwohl es vor rund 200 Jahren geschrieben wurde… Anmerkung von mir, es ist das einzige Buch in meinem Besitz, bei welchem die Fußnoten mehr Platz einnehmen, als der eigentliche Text.
Wusste nicht das diese Gedanken auf Kant zurückgehen. Sehr interessant, muss mir das Buch reinziehen.