55 points

Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur hat Manager André Thierig dieses Vorgehen verteidigt: […] Hausbesuche seien nichts Ungewöhnliches - “das machen viele Unternehmen”.

Da stellt sich ein erwachsener Mensch (Manager, vermutlich gut bezahlt und im schicken Anzug) vor die Presse und rechtfertigt das völlig inakzeptable Verhalten seiner Firma mit “aber die anderen machen das auch”. Das wäre unglaublich witzig, wenn es nicht echt wäre.

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11 points

Der weiß das wahrscheinlich auch, nur ist ihm Jobsicherheit und Geld wichtiger als sein persönlicher Standpunkt.

Macht mein Manager (ist nur ein Engineering Manager) auch so und kommuniziert das mit mir auch offen.

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12 points
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Würde meinem Manager nicht im Traum einfallen. Der hat sich kürzlich sogar bei mir entschuldigt weil ich wegen unklarer Kommunikation von ihm mal unnötig persönlich im Büro erschienen bin.

Nachtrag: Meine Antwort ergibt nicht so richtig viel Sinn mit Bezug auf den Punkt “Firmenmeinung über persönlichen Standpunkt stellen”. Ich war gedanklich noch mehr bei “Leuten zu Hause nachspionieren wenn sie sich krank melden”.

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2 points

Ja, das würde meiner wohl auch tun 😄 aber ich habe deinen Nachtrag gelesen 👍

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44 points
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Habe ich noch nie (!) von gehört. Wer sind denn diese „vielen Unternehmen“?

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31 points

Sind diese “vielen Unternehmen” gerade hier mit uns im Raum?

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7 points

Das ist nichtmal bei den Ammis akzeptabel

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9 points

Ich glaube die Meisten von denen sitzen in Xinjiang.

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3 points

Vielleicht die Amazon-Tochterunternehmen

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6 points

Das gilt nur, wenn die Identität nicht festgestellt werden kann.

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19 points

Ach Mensch, Jürgen vom HR Büro. Jetzt im Blaulicht erkenne ich dich auf einmal.

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3 points

Ich glaube damit kommst du nicht durch vor gericht leider. Aber unabhängig davon, wäre es ganz schnell vorbei mit den hausbesuchen wenn das jemand durchziehen würde.

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75 points

“Ein Großteil wurde nicht angetroffen, teils war sehr aggressives Verhalten zu spüren.”

Was haben die denn erwartet? Eindringen in die Privatsphäre mit impliziter Unterstellung man würde systematisch lügen, und darauf sollen die Leute dann nicht aggressiv reagieren?

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25 points

Was haben die denn erwartet?

Na klar haben die das erwartet.

Na klar haben die das trotzdem gemacht.

Na klar haben die jetzt schön die Munition, um auf ihren Mitarbeitern rumzuhacken.

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22 points

Dystopisch.

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7 points

In einer echten Dystopie müssten die nicht zu dir nach Hause kommen.

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11 points
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Der Überwachungsstaat wird ja gerade eingerichtet, das dauert noch ein paar Jahrzehnte (Deutschland braucht ja meistens etwas länger bei neuer Technik) dann haben wir das. Ein paar rechtsextreme Legislaturperioden werden dann auch die Arbeitsschutzgesetze weitgehend ausgemerzt haben (falls der Staat dann überhaupt noch intakt genug ist für Legislaturperioden).

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26 points

Aus Sicht der Werksleitung bei Tesla liegt der Grund für den Krankenstand nicht bei den Arbeitsbedingungen. “In unseren Analysen zur Anwesenheit sind Phänomene offensichtlich geworden: freitags und in Spätschichten sind circa fünf Prozent mehr Mitarbeiter krankgemeldet als an anderen Wochentagen”, sagte Thierig.

"Das ist kein Indikator für schlechte Arbeitsbedingungen, denn die Arbeitsbedingungen sind an allen Arbeitstagen und in allen Schichten gleich. Es suggeriert, dass das deutsche Sozialsystem ein Stück weit ausgenutzt wird.

Abende und Wochenenden sind andere Arbeitsbedingungen, für viele wahrscheinlich schlechtere. Wie wäre es Kosten durch den Arbeitsausfall mit einer höheren Vergütung während der unattraktiven Zeiten zu kompensieren?

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5 points

Ich glaube, der Manager spricht hier spezifisch an, dass ja nicht spontan mehr Leute am Freitag erkranken (werfe ich jetzt mal in den Raum).

Verstehe mich nicht falsch, ich bin definitiv dafür, die Großkonzerne zu enteignen und in Volkseigentum zu überführen kein Freund von Tesla, aber das System wird hier schon sehr offensichtlich ausgenutzt. Es wäre absolut der smarte Schritt, die ungünstigen Arbeitszeiten mit besserem Gehalt zu kompensieren - das ändert halt aber auch nichts daran, dass Leute ein System betrügen, vorausgesetzt die Tesla-Zahlen stimmen. Beide Parteien verhalten sich hier ethisch problematisch, meiner Auffassung nach.

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13 points
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das System wird hier schon sehr offensichtlich ausgenutzt

Alternative Interpretation:

Im Allgemeinen nutzt die Firma die Beschäftigten aus, die durch irrationale Loyalität und/oder starken Druck vom Management davon absehen sich krank zu melden auch wenn das nötig wäre (und damit andere Beschäftigte unnötig anstecken, also den tatsächlichen Krankenstand insgesamt verschlimmern). In der Spätschicht und nah am Wochenende wird diesem Effekt durch andere Faktoren stärker entgegengewirkt als sonst. Das macht es nicht zum “offensichtlichen Betrug” wenn zu den Zeiten die Ausfallquote höher ist, sondern zur offensichtlich parasitär-selbstzerstörerischen Misswirtschaft wenn die Ausfallquote im Durchschnitt höher ist als bei anderen Firmen der gleichen Branche.

Nachtrag, nochmal ein anderer Denkansatz zur gleichen Situation:

Stell dir vor eine Metrik in deiner Organisation ist signifikant schlechter als bei anderen vergleichbaren Organisationen. Dein Umgang mit Faktoren die diese Metrik beeinflussen ist signifikant anders als bei der überwältigenden Mehrheit der vergleichbaren Organisationen die bessere Werte erreichen. Was machst du als rationales Entscheidy in der Situation?

A) Schauen was die anderen machen und dich anpassen um zum Rest aufzuholen.

B) Schauen was du anders machst als die anderen und das nochmal verstärken, weil du offensichtlich noch nicht extrem genug bist um in der Metrik irgendwann irgendwie auf wundersame Weise besser zu werden als die anderen.

Folgefrage: Was macht deiner Einschätzung nach das Tesla-Management-Team aktuell in der Situation?

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2 points

Mh, das ist ein sehr guter Punkt. Mir fällt auf, dass das System von Krankschreibung von beiden Seiten beachtet werden muss: der Arbeitgeber muss die Arbeitsbedingungen vertretbar gestalten, wohingegen der Arbeitnehmer sich verpflichtet, das System nicht zu verarschen. Wenn der AG aber seinen Teil der Abmachung bricht und die Arbeitsbedingungen unter Ausnutzung aller Graubereiche maximal arbeitsunfreundlich gestaltet (so wie Tesla meines Wissens nach dem gegenüber nicht abgeneigt ist), dann bricht der Arbeitgeber sozusagen den Gesellschaftsvertrag und der Arbeitnehmer muss sich nicht verpflichtet sehen, seinen Teil der Abmachung unilateral einzuhalten.

Das ändert zwar nichts daran, dass die Arbeitenden hier den Konzern rein formal gesehen betrügen, sehr wohl aber die moralische Einschätzung. Ich denke, wenn jemand sich Dir gegenüber unangemessen verhält, ist es auch okay, wenn Du allen verfügbaren Freiraum nutzt, der Dir zur Verfügung steht - und Krankschreibungen gehören da ja dazu. Es ist ja nicht illegal, sich kranzumelden.

Danke Dir für Deine Rückmeldung! Es ist ein sehr guter Denkanstoß, durch den ich jetzt auch die Position der Gewerkschaft besser verstehe.

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16 points

Freitag ist nicht nur der letzte Tag in der Woche, sondern auch der fünfte Tag. Manche Belastungen nehmen über die Tage auch zu. Nicht jeder Tag ist ein frischer Start ohne Vorbelastung.

Alternative Interpretation, ohne zu wissen was wie rein spielt. Aber soo offensichtlich Ausnutzen ist es eben nicht.

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5 points

Freitags ist auch in viele Bereichen weniger zu tun. Arbeitsfähigkeit ist nicht schwarz-weiß und viele Leute melden sich wohl an ruhigen Tagen eher kranke, weil sie ihre Kollegen mit der Abwesenheit nicht so sehr “belasten”.

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1 point

Stimmt, auch ein guter Punkt. Es erklärt natürlich nicht alles, aber ist definitiv ein wesentlicher Faktor - danke Dir für den Denkanstoß!

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5 points

Da gibt’s ja aber einen Grund für.

Anekdote/Eigenerfahrung: Wenn ich den Eindruck hatte, vom Arbeitgeber ungerecht behandelt zu werden, dann war ich weniger engagiert, weniger zuverlässig und öfter krank. Das natürlich auch zu mir bequemen Zeiten, allerdings bin ich eher Montags als Freitags krank.

Natürlich ist “Wie du mir, so ich dir” immer kacke. Trotzdem ist es eine naheliegende Reaktion, wenn man sich nicht so einfach wegbewerben kann. Die Mitarbeiter besser zu behandeln ist da vielleicht tatsächlich ein Weg zu niedrigeren Krankenständen.

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1 point

Absolut, und irgendwie auch nachvollziehbar :)

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