Kauf dir halt ein Haus!
Wie, kannst du dir nicht leisten? Dann kauf dir halt eine Wohnung.
Wie, kannst du dir auch nicht leisten? Dann miete halt eine schöne Wohnung.
Wie, ist auch zu teuer für dich? Dann miete halt ein Drecksloch am Arsch der Heide.
Auch nicht? Dann zieh halt weg.
Geht nicht wegen Arbeit? Ja scheiße, dein Pech, entweder wohnen oder arbeiten, du faules Schwein!
Wie ich muss für ein Haus sparen? Waaaaaaas ich soll jahrelang weniger in den Urlaub fahren, kein neues Auto fahren, mein neues iPhone und fucking nicht mehr ins Restaurant jedes Wochenende? Wo bleibt denn da der Spaß. Yolo.
Du hast die Avocadotoasts vergessen. Typischer neoliberaler Anfängerfehler.
Nicht Neoliberal, sondern De-Growth. Gebraucht kaufen, Reparieren, Selbermachen, Rad fahren, Regional. Das spart alles viel Geld und schont die Umwelt. Kann man aber schlecht mit flexen bei den Kumpels.
Man könnte fast sagen Lebensstandard wie in den 80igern. Muss man auch Bock drauf haben.
Klar. Daran liegt’s.
Ich war letztes Jahr außerhalb der Saison in Deutschland im Urlaub, davor zuletzt 2021. Mein jetziges Telefon hat 2019 120€ gekostet. Ich gehöre als Single mit meinem Einkommen nach den jetzigen Definitionen wohl knapp zur Oberschicht. Bestelle so gut wie nie Essen, und wenn ich ins Restaurant gehe sind es meist so 25 Euro, wahrscheinlich alle 2 Wochen. Auto besitze ich keins. Keine Kinder.
Ein Haus bei den jetzigen Preisen kann ich mir allerdings nicht leisten. Da zahle ich viel zu lange Beträge, die einfach hart ins Geld gehen und wo dann einfach nichts mehr passieren darf. Und das sind dann nicht gute Immobilien in den Ballungsräumen, sondern 70er Häuser in der Pampa. Die Bekannten, die ich habe und die ein Haus bauen, haben das Grundstück geerbt und zahlen den Kredit, bis sie über 80 sind (nachdem sie mehrere Jahre als Doppelverdiener weniger als 400 Euro Warmmiete gezahlt haben und entsprechend sparen konnten).
Zu den absoluten Mondpreisen kommen dann eben noch die Notarkosten, Grunderwerbssteuer sowie die Kosten für den Grundbucheintrag. Ist dann auch nochmal ungefähr ein Neuwagen. Bei Kauf eines Hauses dann meistens noch die Kosten für Renovierung und Modernisierung.
Mal sehen, wie da ganze in 3 Jahren aussieht.
Ich kann deinen Frust verstehen. Die Preise sind auch nicht mehr feierlich. Als Single stemmt man aber auch nicht mal so eben 500k plus. Das sind ja locker 10 Jahresgehälter an Sparbetrag. Dann hast du als Single noch deutlich höhere Lebenshaltungskosten als ein Paar.
Bitte verstehe das jetzt nicht als Bashing oder sowas: Ich glaube es konnte sich noch nie ein Single ein Haus leisten. Nicht in den 80igern, den 60igern, den 20igern oder im 19 Jahrhundert. Ein Haus war immer ein Familien- oder Generationsprojekt.
Was ist dein Punkt? Alle von dir genannten Dinge stehen in keinem Verhältnis zu den aktuellen Immobilienpreisen.
Mein Punkt ist folgender: Viele Leute wollen alles jetzt und sofort und ohne Anstrengung.
Ich habe diese Diskussionen schon oft im Bekannten- und Freundeskreis gehabt. Und die, die am meisten genörgelt haben, waren meist auch die mit den dicksten Autos, dem Skiurlaub, den neuen Handys, kurz dem ungezügelten Konsum. Man kann leider nicht alles im Leben haben - ausser man ist reich.
Meine Partnerin und ich haben ein Haushaltseinkommen nördlich von 250 kilo pro Jahr. Wir können uns kein Haus kaufen, nichtmal ein Halbes ohne Land, die sind deutlich mehr als zwei Millionen. Eine Wohnung gibt’s für knapp unter zwei Millionen. Dafür würden wir alles, was nach Abzug der Lebenshaltungskosten und Steuern übrig bleibt, während 20 Jahren in die Wohnung stecken, zusätzlich zur Verpfändung des Rentenkapitals sowie aller Ersparnisse, die nicht ohne sind. Und nach diesen 20 Jahren gehört das Objekt erst zu 2/3 uns. Allein für die Zinskosten könnte man sich in den 90ern zwei Häuser mit ordentlich Land kaufen.
Und wir sind ohne Kinder und Einkommensmässig in der oberen Mittelschicht. Wir haben kein Auto, und wir fliegen nie, weder in den Urlaub noch sonstwohin.
Jetzt überleg mal wie das für Leute in der Mitte oder leicht darunter mit nur einem Einkommen und mit Kindern aussieht.
Wir haben ein gewaltiges soziales Problem.
(Die Zahlen sind höher als in Deutschland weil Schweiz, aber die Verhältnisse von Einkommen und Immobilienpreisen sind soviel ich sehen kann ähnlich.)
Schweiz ist irre. Habe gelesen, dass dort der Kredit gar nicht als Volltilger angelegt wird, sondern als eine Art Miete gesehen wird. Kriegt man im Leben nie runter.
Ich vermute die Schweiz ist eher in Richtung Megapolen zu sehen, so wie Singapur, NY, London. Zu viel Megageld, keine Chance für Normalos.